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So mächtig ist die Europäische Zentralbank (EZB)

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Finanzexperten

Die Europäische Zentralbank hat die Aufgabe, unser Geld vor Inflation und Deflation zu schützen, Währungsstabilität ist der Grundpfeiler der europäischen Wirtschaft. In Krisen stehen ihr verschiedene Mittel wie Leitzinssenkungen zur Verfügung, auch das Quantitative Easing – Anleiheaufkäufe – ist ein probates Instrument. Das verleiht den still und seriös auftretenden EZB-Oberen viel Macht, die sie auch nutzen. In den letzten Krisen der europäischen Währung Euro zog die EZB-Administration praktisch alle Register und will ab Donnerstag, dem 22. Januar 2015, noch eins draufsetzen: Neue Anleiheaufkäufe von Europas Staaten sollen der Wirtschaft des Kontinents einen neuen Schub verleihen. Das Mittel gilt in der von EZB-Chef Mario Draghi angedachten Konsequenz als umstritten. Wer kontrolliert diese Zentralbanker eigentlich? Wie berechenbar sind Verantwortliche aus Europas mächtigster Bank, die mit Milliarden jonglieren?

Die Macht des EZB-Chefs

Wenn Mario Draghi ein Statement abgibt, kann das Aktien- und Währungskurse stark bewegen, wenn er etwas entscheidet beziehungsweise Entscheidungen anstößt, reagieren die Märkte in jedem Fall darauf. Es gibt Journalisten und Politiker, die den EZB-Chef für Europas mächtigsten Mann halten. Dabei macht er nur seinen Job wie andere Zentralbanker auch. Nicht nur die EZB, auch die FED und die BoE (Bank of England) beweisen in Krisen große geldpolitische Entschlossenheit, indem sie handeln und damit wertvolle Zeit kaufen. Das kann sich durchaus als produktiv erweisen und stößt dementsprechend auch auf die Zustimmung von Fachleuten. IWF-Chefin Christine Lagarde etwa adelte Zentralbanker schon mal als „Helden in der Krise“. Jedoch steht diesem vermeintlichen Heldenmut viel Kritik gegenüber, denn die Währungshüter brechen in ihrer Not manchmal Tabus und können daran nicht gehindert werden. Niemand wählt sie demokratisch, kein Parlament kontrolliert sie. Das ist so gewollt, um die geldpolitische Unabhängigkeit zu bewahren, es kann sich aber durchaus als Bumerang erweisen.

Quantitative Easing als EZB-Instrument

Quantitative Easing, kurz QE, ist ein Mittel aller Zentralbanken der Welt und eigentlich eine moderne Form des Gelddruckens. Es bedeutet, dass eine Zentralbank Anleihen von Marktteilnehmern aufkauft und damit deren Wirtschaft stützt. Im Falle der EZB können das Staats-, Banken-, SSA- oder Unternehmensanleihen sein, die eigentlich dem freien Spiel der Marktkräfte unterliegen sollten. Die Zentralbank greift mit QE-Maßnahmen ein, wenn alle anderen Mittel wie Zinssenkungen oder gar Strafzinsen auf geparktes Geld von Großbanken nichts mehr bringen. Diese Register hat die EZB in den vergangenen Jahren schon gezogen, der europäische Leitzins bewegt sich mit 0,05 % fast auf der Nulllinie und damit auf einem historischen Tiefststand. QE ist nun nichts Neues, es kann wieder per “Tapering” zurückgenommen werden, wenn sich die Wirtschaft erholt. Die US-amerikanische FED hat das im Jahr 2014 gerade vorgemacht, Leitzinserhöhungen werden in den USA im April folgen. Die EZB geht hingegen den umgekehrten Weg, sie scheint gute Gründe dafür zu haben. Der letzte Akt des aus Sicht von Experten auch riskanten Spiels beginnt am Donnerstag, dem 22.01.2015: Die EZB unter Mario Draghi wird einen weitreichenden QE-Beschluss fassen. Der Umfang ist gigantisch: 500 Milliarden Euro sind für Staatsanleihen, 250 Milliarden für Unternehmensanleihen vorgesehen. Ziel ist eine wieder ausgewogene Inflation um rund 2,0 % im Euroraum. Ob dieser Nutzen die Risiken überwiegt, kann nur die Zukunft zeigen.

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